Jochen Johrendt

Gesta Innocentii

Die Gesta Innocentii III sind ohne Frage ein zentraler Text – nicht nur für die Geschichte des Papsttums, sondern ebenso für die Geschichte des Reiches und der Staufer. Das gilt sowohl für den Thronstreit nach dem Tod Kaiser Heinrichs VI. und die weiteren politischen Ereignisse nördlich der Alpen als insbesondere für die Auseinandersetzungen mit Markward von Anweiler im Süden der Apenninhalbinsel. Ebenso werden französische, spanische, byzatinisch-lateinische oder osteuropäische Belange behandelt, der vierte Kreuzzug, das theologische Wirken Innozenz’ III. sowie die Auseinandersetzungen dieses Papstes mit unterschiedlichen Gruppierungen in Rom.

Der Text ist daher für die Mittelalterliche Geschichte an der Schwelle vom 12. zum 13. Jahrhundert zentral, weshalb die Zentraldirektion der Monumenta Germaniae Historica die Edition der Gesta Innocentii auch als offizielles Projekt angenommen hat. Der Stellenwert der Gesta Innocentii III für die moderne Geschichtsforschung kommt nicht zuletzt auch darin zum Ausdruck, dass sie nicht nur ins Englische, sondern inzwischen auch ins Italienische übertragen wurden. Gleichwohl fehlt bis heute eine modernen Ansprüchen genügende Edition des umfangreichen Textes.

Die 1981 abgeschlossene Dissertation von Gress-Wright stellt sicherlich einen wichtigen Schritt auf dem Weg zu einer modernen, kritischen Edition dar. Sie baute auf Vorarbeiten von Yves Lefèvre auf und verbesserte damit den bei Migne gebotenen Text. Ein erhebliches Manko der Edition von Gress-Wright liegt neben Textfehlern auch in der dürftigen Kommentierung und dadurch bedingten mangelhaften Durchdringung des Textes und seiner Quellen. Da sich der Kommentar nicht am Text selbst, sondern an der Zusammenfassung des Textes durch Gress-Wright orientiert, werden die Quellen der Gesta im Einzelfall nicht erkennbar. Woran der Autor sich bei seinen Formulierungen anlehnte, welche Vorlagen er benutzte, welche er als direkte Zitate verwendet oder welche er in seinem Sinne abänderte, ist der Edition von Gress-Wright nicht zu entnehmen. Sie entspricht damit nicht modernen wissenschaftlichen Ansprüchen, was auch für die inhaltliche Kommentierung gilt.

Das Editionsprojekt will nicht nur diese Mängel beheben, und damit eine allgemein zugängliche und dem wissenschaftlichen Standard entsprechende Edition dieses zentralen Textes bieten. Der geplanten Edition soll zudem eine deutsche Übersetzung beigegeben werden, um so auch eine breite Rezeption in der akademischen Lehre zu gewährleisten.Editionen gehören zu den Profillinien der Bergischen Universität Wuppertal. Das Forschungsprojekt bereichert daher in Zusammenarbeit mit dem Wuppertaler Zentrum für Editions- und Dokumentwissenschaft auch die forschungsnahe Lehre.

Bisherige (neuere) Editionen

  • The Gesta Innocentii III. Text, introduction and commentary by David Gress-Wright, Ann Arbor 2000 (= Bryn Mawr, Bryn Mawr College, Diss., 1981).
  • Gesta Innocentii papae III, ed. Migne PL 214, Sp. XVIII-CCXXVIII.

Übersetzungen

  • The deeds of pope Innocent III by an anonymous author, trans. by James M. Powell, Washington 2004.
  • Gesta di Innocenzo III. Traduzione di Stanislao Fioramonti, a cura di Giulia Barone/Agostino Paravicini Bagliani (La corte dei papi 20), Roma 2011.

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